Energieeffizientes Bauen: Neue Märkte in Estland und Litauen erschließen

30.01.2018

Deutsche Anbieter für Technologien und Dienstleistungen auf dem Gebiet von Niedrigenergiegebäuden sind eingeladen, vom 9. bis 12. April 2018 an einer Geschäftsreise nach Litauen und Estland teilzunehmen.

Deutsche Anbieter für Technologien und Dienstleistungen auf dem Gebiet von Niedrigenergiegebäuden sind eingeladen, vom 9. bis 12. April 2018 an einer Geschäftsreise nach Litauen und Estland teilzunehmen. Schwerpunkte der Reise sind Baustoffe und Gebäudetechnik, bei denen auf den baltischen Märkten großer Bedarf an deutschem Know-How und modernen Technologien besteht. Die Reise wird von der Deutsch-Baltischen Handelskammer (AHK) mit Unterstützung der energiewaechter GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) organisiert.

In Litauen und Estland gibt es auf Grund der guten wirtschaftlichen Entwicklung einen Bauboom. Es besteht großes Interesse an innovativer Gebäudetechnik und Expertise, um die ab 2019 geltenden strengen Energieeffizienz-Vorgaben einzuhalten. Denn ab 2018 dürfen in Litauen nur noch Niedrigenergiegebäude und ab 2021 nur noch Nahe-Null-Energie-Gebäude gebaut werden. Ab 2019 müssen öffentliche Gebäude einen Nahe-Null-Energie-Gebäudestandard erfüllen. In Estland müssen ab 2019 alle öffentlichen Gebäude und ab 2021 dann alle Gebäude den Niedrigenergiestandard erfüllen.

Im Mittelpunkt der Reise stehen individuelle Gespräche mit potenziellen Vertriebs- und Geschäftspartnern in Estland und Litauen. Außerdem präsentieren sich die deutschen Unternehmen am Dienstag, den 10. April 2018, bei einer Konferenz in Vilnius vor baltischem Fachpublikum. Die Reise wird vom BMWi finanziell gefördert.

Vom 9. Bis 12. April 2018 reisen acht deutsche Anbieter für Baustoffe und Gebäudetechnik zu einer geförderten Markterschließungsreise nach Estland und Litauen. Im Kurzinterview erläutert Dr. Lars Gutheil, Stellvertretender Geschäftsführer der AHK Baltische Staaten, welche Chancen die baltischen Märkte für deutsche Unternehmen aus dem Sektor Niedrigenergiegebäude bieten.

Herr Gutheil, Litauen und Estland sind eher kleine Märkte. Warum lohnt es sich für deutsche Unternehmen aus der Bau- und Energiebranche dennoch, sich diesen Ländern zu widmen?

Zum einen, weil das Thema Energieeffizienz in Gebäuden in Litauen und Estland immer mehr an Bedeutung gewinnt. In Litauen und Estland gelten europäische Standards und EU-Richtlinien. Seit diesem Jahr dürfen in Litauen nur noch Niedrigenergiegebäude und von 2021 an nur noch Nahe-Null-Energie-Gebäude gebaut werden. Für Neubauten der öffentlichen Hand gelten in Litauen schon ab 2019 die Nahe-Null-Energie-Gebäudestandards. In Estland werden ab 2019 alle öffentlichen Gebäude und ab 2021 sämtliche Häuser den Niedrigenergiestandard erfüllen. Tatsächlich haben beide Länder aber noch eine Menge Hausaufgaben zu lösen, um diese Vorgaben zu erfüllen. Der steigende Wohlstand und viele Investitionen führen dazu, dass die Bauprojekte zunehmen. Doch es fehlen Kenntnisse und Technologien, um die Vorgaben in guter Qualität umzusetzen. Das bietet Chancen für deutsche Anbieter.

Wie erklärt es sich, dass in den baltischen Ländern so viel gebaut wird?

Die Baubranche hat unter der europäischen Finanzkrise gelitten, konnte sich aber in den vergangenen Jahren weitgehend erholen. Estland und Litauen profitieren aber auch von europäischen Fördermitteln, die nicht zuletzt dazu dienen, den Gebäudebestand nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen. Die geographische Beschaffenheit Litauens und Estlands ist für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen sehr günstig: Biomasse, Wind, Sonne und Geothermie sind alle vorhanden. Dass trotzdem viele Potenziale nicht ausgeschöpft sind, liegt vor allem daran, dass Kenntnisse fehlen und lange Zeit zu wenig investiert worden ist.

Wo liegen die größten Potenziale?

Die Geschäftsreise, die unsere AHK im Auftrag des Bundesministeriums organisiert, fokussiert auf Baumaterialien und Gebäudetechnik für Niedrigenergiegebäude. Die Entwicklung der Energiepreise hat die Privateigentümer und Unternehmen in den baltischen Staaten für das Thema Energieeffizienz sensibilisiert. In Estland und Litauen bestehen auch heute noch zwei Drittel der Gebäude aus maroden Sowjet-Plattenbauten. Beim Bau der Nahe-Null-Energie-Gebäude ist der Einsatz von moderneren, energieeffizienteren Technologien auf Basis erneuerbarer Energien unvermeidlich. Im Vordergrund stehen also die Wirtschaftlichkeit, aber auch die Zuverlässigkeit der Gebäudetechnik – und da haben deutsche Anbieter trotz höherer Preise oft die Nase vorn. Ich würde die größten Potentiale bei der Nutzung von erneuerbaren Energiequellen und innovativen Konzepten sowie Gebäude-Technologien sehen, etwa bei Energiespeicher-Lösungen. Auch das Thema Nachhaltigkeit und Wohngesundheit sind von wachsendem Interesse.

Welche Besonderheiten müssen Unternehmen beim Markteintritt in Litauen und Estland beachten?

Baltische Geschäftsleute sind sachlich, offen und flexibel. Die Geschäftskultur basiert auf Zuverlässigkeit und ist damit der deutschen sehr ähnlich. Entscheidungen werden allerdings für deutsche Verhältnisse ziemlich schnell getroffen. Die Reise betrifft zwei Staaten – Litauen und Estland. Die Unterschiede zwischen beiden sind trotz der regionalen Verbundenheit überraschend groß. Esten sind eigentlich Skandinavier: unkompliziert, direkt, aber in der Sache sehr präzise. Litauer sind etwas förmlicher und fühlen sich Deutschland stark verbunden. Deutsche Produkte, Technologien und Dienstleistungen genießen allerdings in beiden Ländern einen ausgezeichneten Ruf. Von deutschen Unternehmen erwartet man die „typisch deutschen“ Tugenden wie Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.

Was können die deutschen Teilnehmer von der AHK-Geschäftsreise erwarten?

Die Geschäftsreise dient vor allem als Möglichkeit, in Begleitung örtlicher Experten der Auslandshandelskammer neue Märkte kennenzulernen. Teilnehmer kommen direkt ins Gespräch mit potenziellen Partnern. Sie erhalten also auf Anhieb einen sehr guten, schnellen Überblick über die beiden Märkte Litauen und Estland. Dabei entwickeln sie auch ein besseres Gespür für die Geschäftsmentalität und die Bedürfnisse vor Ort und können anschließend die Marktpotenziale für ihr Produkt genauer einschätzen. Für viele Teilnehmer, so zeigt die Erfahrung, ist die Reise bereits der Weg zu ganz konkreten Geschäftsabschlüssen. Das ist auch unser Ziel, wenn wir die lokalen Interessenten ansprechen und die Gespräche vor Ort organisieren. Hinzu kommt dann noch die Fachkonferenz, bei der sich jeder Teilnehmer einem größeren Fachpublikum vorstellt. Da kommen schnell mehr als 100 potenzielle Partner und Interessenten zusammen – und natürlich auch Ministerien, Verbände und Multiplikatoren aus dem Zielmarkt. Schneller und kostengünstiger kann man den Einstieg in zwei neue Märkte nicht bekommen.

Was kostet die Teilnahme?

Die Reise wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Ab diesem Jahr ist für die Organisation der Konferenz und das gesamte Programm von jedem teilnehmenden Unternehmen ein Eigenbeitrag zu zahlen. Dieser ist nach der Unternehmensgröße und dem Jahresumsatz von 250 bis 1.250 Euro gestaffelt. Die Reisekosten sowie Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Transport vor Ort trägt jedes teilnehmende Unternehmen selbst. Dagegen ist das gesamte Programm sowie die Organisation der Konferenz und der individuellen Matchmaking-Gespräche mit Partnern vor Ort kostenlos.

 

Informationen zu den Teilnahmebedingungen und zum Programm beantwortet Jurate Lemke. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal acht Unternehmen begrenzt. Anmeldeschluss ist der 23. Februar 2018.