Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Nicht so in dem sich zunehmend verschärfenden Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt, der weltweit für Unruhe und Besorgnis sorgt – auch in den baltischen Staaten. Die direkten Auswirkungen der US-Importzölle halten sich einer neuen Swedbank-Studie zufolge für Estland, Lettland und Litauen bislang in engen Grenzen. Die Einführung weiterer Strafmaßnahmen könnte jedoch auch Folgen auf das Baltikum haben, heißt es in dem Mitte Juli veröffentlichten Bericht.
Nach Angaben der Swedbank wickeln die drei batischen Staaten zwischen 60 und 70 Prozent ihrer Exporte mit EU-Staaten ab. In die USA hingegen gehen nur weniger als 5 Prozent der Ausfuhren Estlands, Lettlands und Litauens. "Dies bedeutet, dass die baltischen Staaten relativ immun gegenüber den direkten Auswirkungen der US-Zölle auf Importe aus der EU sind", schreibt die Swedbank in ihrer Analyse.
Begonnen hatte der Handelsstreit mit US-Einfuhrzöllen auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (10 Prozent). Zunächst waren die EU, Mexiko und Kanada davon ausgenommen, seit dem 1. Juni gelten die Zölle aber auch für sie. US-Präsident Donald Trump plant zudem Sonderzölle auf importierten Autos und Autoteile. Dies würde besonders deutsche Hersteller treffen.
In Estland trägt die Herstellung von Fahrzeugen, Maschinen und Eisen- und Stahlerzeugnissen bislang nur 9 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei, in Lettland und Litauen sind es sogar weniger als 5 Prozent. Der Anteil der Sektoren an der Gesamtbeschäftigung in den drei Ländern liegt zwischen 3 und 4 Prozent.
Die direkten Auswirkungen der Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium sind nach Einschätzung der Swedbank daher "vernachlässigbar", während indirekte Effekte bislang noch nicht aufgetreten seien. Die Zölle seien bislang nur für einen sehr kleinen Teil der EU-Ausfuhren erhoben worden - und haben damit noch keine negativen Auswirkungen auf die Lieferketten und die Nachfrage nach baltischen Exporten innerhalb und außerhalb der EU, konstatierten die Bankexperten.
Sollten sich der Konflikt zu einem umfassenden Handelskrieg ausweiten, könnten dessen Folgen auch die baltischen Staaten treffen - in Form schwächeren Vertrauen, geringeren Investitionen und Konsumrückgängen sowie möglichen Störungen in den Lieferketten. Denn trotz relativ geringer Exporte in die USA, lieferten Estland, Lettland und Litauen eine Menge Vorprodukte an Hersteller in Deutschland und den nordischen Ländern.
Swedbank-Studie: HIER