Lettlands Zentralbank erwartet schwächeres Wirtschaftswachstum

25.09.2019

Lettlands Zentralbank sieht angesichts zahlreicher Unsicherheiten auf den Weltmärkten schwierigere Zeiten für die Volkswirtschaft des mittleren der drei Baltenstaaten aufziehen.

In ihrem jüngsten Konjunkturausblick erwarten die Analysten der Bank für 2019 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,5 Prozent statt der noch im Sommer vorhergesagten 2,9 Prozent. 2020 soll es um 2,6 Prozent steigen. Zuvor war noch von einem Wachstum von 3,1 Prozent für 2020 ausgegangen worden.

"Da das Wachstum der Weltwirtschaft und der Wirtschaft in der Eurozone abflaut, schwächt sich auch Lettlands Wachstum ab. Die Exporte verlangsamen sich, da die Nachfrage von wichtigsten Handelspartnern Lettlands nachlässt, und der Inlandsverbrauch spielt nun eine Schlüsselrolle, um das BIP-Wachstum zu sichern", sagte Zentralbankchef Ilmars Rimsevics bei einer Pressekonferenz im September in Riga. "Es wird jedoch immer deutlicher, dass wir den Höhepunkt des Konjunkturzyklus bereits überschritten haben und das Wirtschaftswachstum sich zu verlangsamen beginnt."

Neben den Unsicherheiten aus dem Handelskonflikt zwischen den USA und China, dem getrübten Wirtschaftsausblick, wirkt sich auch der Brexit auf die Vorhersagen aus. Nach Angaben von Rimsevics könnte der Austritt Großbritanniens aus der EU das lettische BIP mittelfristig zwischen 0,8 und 1,7 Prozentpunkte senken.

Die Aussichten für die Inflation beließ die Zentralbank bei 2,9 Prozent für 2019 und 2,5 Prozent für 2020. "Das langsamere Wirtschaftswachstum spiegelt sich noch nicht in der Inflation wider - die Kerninflation zeigt immer noch einen allmählichen Aufwärtstrend und bleibt hinter dem Konjunkturzyklus zurück. Angesichts des anhaltend hohen jährlichen Lohnwachstums übersteigt die Inflation der Dienstleistungspreise, die am stärksten auf Änderungen der Lohnkosten im Inland reagiert, jedoch 3 Prozent", sagte Rimsevics.

Um die Wettbewerbsfähigkeit von Staat und Unternehmen zu stärken, seien eine verbesserte Kreditvergabe, umsichtige Fiskalpolitik und Strukturreformen notwendig. "Die lettischen Geschäftsbanken halten derzeit knapp 5 Mrd. EUR in Zentralbanken und sind bereit dafür zu bezahlen anstatt es in die Volkswirtschaft zu pumpen", sagte Rimsevics. Analysiert werden sollte, warum diese Mittel nicht den Weg in die lettische Wirtschaft finden und investiert werden.

Zuletzt hatte im August auch die Swedbank ihre Prognosen für das lettische Wirtschaftswachstum nachkorrigiert. Für 2019 senkte Lettlands größte Bank ihre Vorhersage von 3,3 Prozent auf 2,8 Prozent, für 2020 von 2,5 Prozent auf 2 Prozent.