Finanzspritzen für wichtige Unternehmen in Lettland und Estland: Air Baltic und Tallink erhalten frisches Kapital von den Regierungen ihrer Länder.
Finanzspritzen für wichtige Unternehmen in Lettland und Estland: Air Baltic und Tallink erhalten frisches Kapital von den Regierungen ihrer Länder.
In Lettland hat die Regierung in Riga im Mai eine Finanzspritze für die staatliche Fluggesellschaft airBaltic beschlossen. Das Eigenkapital der von dem Deutschen Martin Gauss geführten Fluglinie soll mit bis zu 250 Millionen Euro unterstützt werden. "Diese Investitionen werden dem Unternehmen helfen, die Krise zu überwinden, die Entwicklung fortzusetzen, die Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren und die Anbindung Lettlands an andere europäischen Ländern zu erhalten", sagte Verkehrsminister Talis Linkaits.
Die noch von der EU-Kommission zu genehmigende Investition aus der Staatskasse, durch die der Anteil des lettischen Staats von derzeit 80,05% auf etwa 91% Prozent steigen wird, soll in drei Schritten erfolgen. "Wir werden in der ersten Phase mit 204 Millionen Euro beginnen und dann die Situation beobachten", sagte Linkaits. AirBaltic sei ein wichtiger Eckpfeiler der Luftfahrt und ein wirtschaftlicher Motor für Lettland. Die Airline ist die größte Fluggesellschaft in den baltischen Staaten und erwirtschaftet nach eigenen Angaben rund 3% des lettischen Bruttoinlandsprodukts.
Air Baltic Vorstandschef Gauss begrüßte die Entscheidung und bedankte sich in einem offenen Brief für "die erhebliche Unterstützung und das Vertrauen der lettischen Regierung" während der Corona-Krise. Das neue Kapital werde der Fluggesellschaft dabei helfen, ihren neuen Geschäftsplan Destination 2025 Clean umzusetzen, der sich auf einen Neustart konzentriert, sobald der Mitte März von Lettland ausgesetzte internationale Passagierverkehr wieder aufgenommen wird.
In Estland genehmigte die Regierung in Tallinn ein Staatsdarlehen von 100 Millionen Euro für die estnische Reederei Tallink. Das börsennotierte Unternehmen soll damit seine diesjährigen Betriebskosten decken können. Das Darlehen kann nach Regierungsangaben in Tranchen vergeben werden - jede Tranche hat dabei einen Mindestbetrag von 10 Millionen Euro und einen Höchstbetrag von 40 Millionen Euro zu haben. Der Zinssatz für das Darlehen mit einer Laufzeit von drei Jahren betrage 12 Monate Euribor plus 2 Prozent pro Jahr. Der Euribor ist ein Durchschnittszinssatz, zu dem sich Banken untereinander Kredite gewähren.
Nach Angaben von Wirtschaftsminister Taavi Aas ist das Darlehen keine Investition, sondern "eindeutig nur eine Hilfsmaßnahme." "Die Regierung nimmt nicht die Position ein, dass wir ein Anteilseigner von Tallink bleiben sollten", sagte er dem estnischen Rundfunk. Die Entscheidung basiere auf der Tatsache, dass Tallink ein wichtiges Unternehmen für Estland sei. Auch seien anderweitige Versuche der Kreditaufnahme nicht von Erfolg gekrönt gewesen.
"Mit diesem Liquiditätsdarlehen können wir uns nun auf die Wiederherstellung der für uns sehr wichtigen Güter- und Personenbeförderung zu unseren Nachbarländern konzentrieren und die Erholung des estnischen Tourismussektors und der Gesamtwirtschaft unterstützen", begrüßte Paavo Nõgene, Vorstandschef der Tallink Grupp, die Regierungsentscheidung. Die Fährgesellschaft werde die Unterzeichnung des Darlehensvertrags und anderer Finanzierungsvereinbarungen so bald wie möglich bekanntgeben.
Tallink stellte seinen Passagierfährdienst aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der Beschränkungen, die zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus ergriffen wurden, ein. Das Unternehmen besitzt 14 Schiffe und verkehrt unter den Marken Tallink und Silja Line auf sieben verschiedenen Routen. Davon sind seit Mitte März nur noch fünf Schiffe in Betrieb - hauptsächlich, um die Heimmärkte mit Gütern zu versorgen. Darüber hinaus betreibt die Gruppe vier Hotels - drei in Tallinn und eins in Riga. Bis auf eines davon sind derzeit alle geschlossen. Insgesamt beschäftigt Tallink mehr als 7 000 Mitarbeiter in sechs Ländern.
Nach dem vorläufigen Finanzergebnis von Tallink für das erste Quartal 2020 sank die Zahl der Passagiere im März um 59,3 Prozent und hat sich bis Ende April sogar um rund 96 Prozent reduziert. 2019 verreisten mit den Fähren der Reederei insgesamt rund 9,7 Millionen Passagiere.