Deutsche Anbieter für Technologien und Dienstleistungen auf dem Gebiet von Niedrigenergiegebäuden sind eingeladen, vom 9. bis 12. April 2018 an einer Geschäftsreise nach Litauen und Estland teilzunehmen. Schwerpunkte der Reise sind Baustoffe und Gebäudetechnik, bei denen auf den baltischen Märkten großer Bedarf an deutschem Know-How und modernen Technologien besteht. Die Reise wird von der Deutsch-Baltischen Handelskammer (AHK) mit Unterstützung der energiewaechter GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) organisiert. In Litauen und Estland gibt es auf Grund der guten wirtschaftlichen Entwicklung einen Bauboom. Es besteht großes Interesse an innovativer Gebäudetechnik und Expertise, um die ab 2019 geltenden strengen Energieeffizienz-Vorgaben einzuhalten. Denn ab 2018 dürfen in Litauen nur noch Niedrigenergiegebäude und ab 2021 nur noch Nahe-Null-Energie-Gebäude gebaut werden. Ab 2019 müssen öffentliche Gebäude einen Nahe-Null-Energie-Gebäudestandard erfüllen. In Estland müssen ab 2019 alle öffentlichen Gebäude und ab 2021 dann alle Gebäude den Niedrigenergiestandard erfüllen. Im Mittelpunkt der Reise stehen individuelle Gespräche mit potenziellen Vertriebs- und Geschäftspartnern in Estland und Litauen. Außerdem präsentieren sich die deutschen Unternehmen am Dienstag, den 10. April 2018, bei einer Konferenz in Vilnius vor baltischem Fachpublikum. Die Reise wird vom BMWi finanziell gefördert. Vom 9. Bis 12. April 2018 reisen acht deutsche Anbieter für Baustoffe und Gebäudetechnik zu einer geförderten Markterschließungsreise nach Estland und Litauen. Im Kurzinterview erläutert Dr. Lars Gutheil, Stellvertretender Geschäftsführer der AHK Baltische Staaten, welche Chancen die baltischen Märkte für deutsche Unternehmen aus dem Sektor Niedrigenergiegebäude bieten. <i> Herr Gutheil, Litauen und Estland sind eher kleine Märkte. Warum lohnt es sich für deutsche Unternehmen aus der Bau- und Energiebranche dennoch, sich diesen Ländern zu widmen?</i> Zum einen, weil das Thema Energieeffizienz in Gebäuden in Litauen und Estland immer mehr an Bedeutung gewinnt. In Litauen und Estland gelten europäische Standards und EU-Richtlinien. Seit diesem Jahr dürfen in Litauen nur noch Niedrigenergiegebäude und von 2021 an nur noch Nahe-Null-Energie-Gebäude gebaut werden. Für Neubauten der öffentlichen Hand gelten in Litauen schon ab 2019 die Nahe-Null-Energie-Gebäudestandards. In Estland werden ab 2019 alle öffentlichen Gebäude und ab 2021 sämtliche Häuser den Niedrigenergiestandard erfüllen. Tatsächlich haben beide Länder aber noch eine Menge Hausaufgaben zu lösen, um diese Vorgaben zu erfüllen. Der steigende Wohlstand und viele Investitionen führen dazu, dass die Bauprojekte zunehmen. Doch es fehlen Kenntnisse und Technologien, um die Vorgaben in guter Qualität umzusetzen. Das bietet Chancen für deutsche Anbieter. <i> Wie erklärt es sich, dass in den baltischen Ländern so viel gebaut wird?</i> Die Baubranche hat unter der europäischen Finanzkrise gelitten, konnte sich aber in den vergangenen Jahren weitgehend erholen. Estland und Litauen profitieren aber auch von europäischen Fördermitteln, die nicht zuletzt dazu dienen, den Gebäudebestand nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen. Die geographische Beschaffenheit Litauens und Estlands ist für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen sehr günstig: Biomasse, Wind, Sonne und Geothermie sind alle vorhanden. Dass trotzdem viele Potenziale nicht ausgeschöpft sind, liegt vor allem daran, dass Kenntnisse fehlen und lange Zeit zu wenig investiert worden ist. <i> Wo liegen die größten Potenziale?</i> Die Geschäftsreise, die unsere AHK im Auftrag des Bundesministeriums organisiert, fokussiert auf Baumaterialien und Gebäudetechnik für Niedrigenergiegebäude. Die Entwicklung der Energiepreise hat die Privateigentümer und Unternehmen in den baltischen Staaten für das Thema Energieeffizienz sensibilisiert. In Estland und Litauen bestehen auch heute noch zwei Drittel der Gebäude aus maroden Sowjet-Plattenbauten. Beim Bau der Nahe-Null-Energie-Gebäude ist der Einsatz von moderneren, energieeffizienteren Technologien auf Basis erneuerbarer Energien unvermeidlich. Im Vordergrund stehen also die Wirtschaftlichkeit, aber auch die Zuverlässigkeit der Gebäudetechnik – und da haben deutsche Anbieter trotz höherer Preise oft die Nase vorn. Ich würde die größten Potentiale bei der Nutzung von erneuerbaren Energiequellen und innovativen Konzepten sowie Gebäude-Technologien sehen, etwa bei Energiespeicher-Lösungen. Auch das Thema Nachhaltigkeit und Wohngesundheit sind von wachsendem Interesse. <i> Welche Besonderheiten müssen Unternehmen beim Markteintritt in Litauen und Estland beachten?</i> Baltische Geschäftsleute sind sachlich, offen und flexibel. Die Geschäftskultur basiert auf Zuverlässigkeit und ist damit der deutschen sehr ähnlich. Entscheidungen werden allerdings für deutsche Verhältnisse ziemlich schnell getroffen. Die Reise betrifft zwei Staaten – Litauen und Estland. Die Unterschiede zwischen beiden sind trotz der regionalen Verbundenheit überraschend groß. Esten sind eigentlich Skandinavier: unkompliziert, direkt, aber in der Sache sehr präzise. Litauer sind etwas förmlicher und fühlen sich Deutschland stark verbunden. Deutsche Produkte, Technologien und Dienstleistungen genießen allerdings in beiden Ländern einen ausgezeichneten Ruf. Von deutschen Unternehmen erwartet man die „typisch deutschen“ Tugenden wie Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. <i>Was können die deutschen Teilnehmer von der AHK-Geschäftsreise erwarten?</i> Die Geschäftsreise dient vor allem als Möglichkeit, in Begleitung örtlicher Experten der Auslandshandelskammer neue Märkte kennenzulernen. Teilnehmer kommen direkt ins Gespräch mit potenziellen Partnern. Sie erhalten also auf Anhieb einen sehr guten, schnellen Überblick über die beiden Märkte Litauen und Estland. Dabei entwickeln sie auch ein besseres Gespür für die Geschäftsmentalität und die Bedürfnisse vor Ort und können anschließend die Marktpotenziale für ihr Produkt genauer einschätzen. Für viele Teilnehmer, so zeigt die Erfahrung, ist die Reise bereits der Weg zu ganz konkreten Geschäftsabschlüssen. Das ist auch unser Ziel, wenn wir die lokalen Interessenten ansprechen und die Gespräche vor Ort organisieren. Hinzu kommt dann noch die Fachkonferenz, bei der sich jeder Teilnehmer einem größeren Fachpublikum vorstellt. Da kommen schnell mehr als 100 potenzielle Partner und Interessenten zusammen – und natürlich auch Ministerien, Verbände und Multiplikatoren aus dem Zielmarkt. Schneller und kostengünstiger kann man den Einstieg in zwei neue Märkte nicht bekommen. <i>Was kostet die Teilnahme?</i> Die Reise wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Ab diesem Jahr ist für die Organisation der Konferenz und das gesamte Programm von jedem teilnehmenden Unternehmen ein Eigenbeitrag zu zahlen. Dieser ist nach der Unternehmensgröße und dem Jahresumsatz von 250 bis 1.250 Euro gestaffelt. Die Reisekosten sowie Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Transport vor Ort trägt jedes teilnehmende Unternehmen selbst. Dagegen ist das gesamte Programm sowie die Organisation der Konferenz und der individuellen Matchmaking-Gespräche mit Partnern vor Ort kostenlos. Informationen zu den Teilnahmebedingungen und zum Programm beantwortet <a title="Jurate Lemke" href="mailto:jurate.lemke@ahk-balt.org">Jurate Lemke</a>. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal acht Unternehmen begrenzt. Anmeldeschluss ist der 23. Februar 2018.
Es sind bereits mehr als 650 Unternehmen mit deutschem Kapital in dem nordbaltischen Land tätig. Als Vorzeigebranche gilt der IT-Sektor. Weitere bedeutende Industriestandbeine sind die Holz- und die Metallverarbeitung genauso wie Maschinenbau und Möbel nebst Elektronik sowie Schiff- und Yachtbau. Dies ist auch ein Verdienst der estnischen Wirtschaftsförderung Enterprise Estonia in Deutschland, seit nunmehr 15 Jahren mit Hauptsitz in Hamburg. Estlands Premierminister Jüri Ratas würdigte die Errungenschaft mit seinem Besuch beim Neujahr-Dinner in der Hansestadt und versprach mehr als 50 hochrangigen Wirtschaftsvertretern ein Ausbau der fruchtbaren Beziehungen. „Unser Wirtschaftswachstum von nahezu fünf Prozent in den ersten drei Quartalen 2017 basiert auch auf den starken deutsch-estnischen Kooperationen“, dankte Premierminister Ratas auf dem historischen Speicherboden in der Hafencity. Die ökonomischen Vorzeichen für das Jubiläum 100 Jahre Republik Estland in 2018 seien ungebremst gut. „Aber wir werden uns nicht ausruhen und in Kürze im Kabinett besprechen, wie wir ausländische Arbeitskräfte noch effizienter einbinden, um das wertvollste Kapital der Wirtschaft zu erhalten, die Menschen dahinter mit ihrer ethnischen und kulturellen Vielfalt“, so Jüri Ratas weiter. Der estnischen Regierung sei sehr bewusst, dass es in vielen Wirtschaftsnationen zunehmend einen Fachkräfteengpass gebe. Etwaigen Steuererhöhungen erteilte der Premierminister genauso eine Absage wie dem Aufbau administrativer Hürden. Estlands Verwaltungssystem gilt EU-weit als vorbildlich schlank und bietet zahlreiche digitale Lösungen nicht nur zur Gewerbe- und Wohnsitzanmeldung. Ratas: „Unser nächstes Projekt heißt Reporting 3.0, mit dem kleine und mittelständische Firmen ihre Steuererklärungen völlig automatisch ohne Berater abgeben können.“ Der Regierungschef bilanzierte zudem die ausgelaufene estnische Präsidentschaft in der Europäischen Union positiv, mahnte jedoch angesichts drohender, geopolitischer Brüche, bestehender Sicherheitsrisiken und wachsendem Populismus sowie Tendenzen zur De-Globalisierung zu Wachsamkeit. „Das Motto unserer EU-Ratspräsidentschaft hieß Einigkeit durch Gleichgewicht“, erinnerte Jüri Ratas, „und die Philosophie des Ausgleichs muss weiterleben, damit wir uns einig bleiben bei allen Werten, Ideen und Aktionen, die Europa auszeichnen.“ Das besonders gute Verhältnis zum Standort an der Elbe unterstrich ein vorausgegangener Besuch beim Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, im Rathaus, an dem auch der Botschafter Estlands, Dr. Mart Laanemäe aus Berlin, und der Vorstandsvorsitzender von Enterprise Estonia, Alo Ivask aus Tallinn, teilnahmen. „Schon im April erwarten wir einen Gegenbesuch in Estland“, verriet Jüri Ratas. Alo Ivask betonte die strategische Bedeutung Deutschlands für die Wirtschaft seiner Heimat und wies zugleich auf ein noch längst nicht ausgeschöpftes Potential an Investitionen in beiden Ländern hin. Der Vorstandsvorsitzende ermutigte zögernde Unternehmen, ihre Chance zu ergreifen und den Service von Enterprise Estonia zu nutzen. Zwischen 350 und 400 bilaterale Firmenkontakte und mindestens zehn Businessdelegationen pro Jahr böten ein breites Feld an Möglichkeiten. Allein aus der Hansestadt sollen 2018 vier Wirtschaftsdelegationen nach Estland reisen, ergänzte Riina Leminsky als Leiterin der estnischen Wirtschaftsförderung für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das deutsch-estnische Neujahrs-Dinner mit gebeiztem Zander und rosa Lammcarree nutzte Premierminister Ratas zu intensiven Gesprächen mit nahezu allen Repräsentanten aus den geladenen Unternehmen. „Wir sind klein, aber wir sind flexibel, und wir hören ihnen zu“, versprach der Premierminister, „wir brauchen das Feedback aus der Wirtschaft, um die Geschäftsbedingungen in und mit unserem Land in Zukunft noch konkurrenzfähiger zu machen.“ Der hohe Besuch aus Estland wurde tags darauf in einem Roundtable-Gespräch mit Estlands Vizewirtschaftsminister Viljar Lubi in den Räumen der estnischen Wirtschaftsförderung fortgesetzt. Mehrere deutsche Investoren diskutierten Lösungen der Herausforderungen Estlands und informierten sich über Innovationen sowie Trends. Bei dem Besuch unter anderem des HHLA-Containerterminals in Altenwerder waren auch die Hamburger Wirtschaftsförderungsgesellschaft und estnische Unternehmen zugegen. Quelle: Enterprise Estonia