Mit den gerade angekündigten Investitionen aus Deutschland wird das Thema Berufsbildung und HR besonders aktuell. Auf der Konferenz wurden nicht nur die Herausforderungen der beruflichen Bildung in Litauen besprochen, sondern auch die best practice-Beispiele aus Litauen, Lettland und Deutschland vorgestellt. Das deutsche duale System dient immer mehr Ländern als Orientierung bei der Umgestaltung der beruflichen Ausbildung, es diente bei der Konferenz und in der öffentlichen Debatte um die Umgestaltung der Berufsbildung in Litauen als Referenz. Mit Hilfe der DIHK und AHKs wurden Elemente des dualen Systems bereits erfolgreich in 11 Länder exportiert, auch nach Lettland. Als best practice-Beispiel wurde den Konferenzteilnehmern das VETnet Projekt im Nachbarland Lettland vorgestellt, bei dem das Unternehmen Intersurgical UAB und das Berufsbildungszentrum für Technologien und Wirtschaft Visaginas beteiligt waren. „Wenn Litauen nachhaltig vom aktuellen Interesse deutscher Automotive-Zulieferer profitieren will, Hella und Continental schaffen in neuen Werken in Kaunas bis zu 3000 Arbeitsplätze, auch der Einkaufsleiter von Volkswagen schaute sich vor Ort um, werden neben studierten Ingenieuren der beiden technischen Universitäten auch Berufsbildung gut ausgebildete Facharbeiter benötigt,“ meinte Florian Schröder, geschäftsführender Vorstand der Deutsch-Baltischen Handelskammer, der auch Gastgeber der Konferenz war. Die Darstellung des Status Quo der litauischen Berufsbildung verdeutlichte, warum eine Reform dringend notwendig ist. Bisher ist die Berufsausbildung in Litauen eher unattraktiv, nicht mal jeder Dritte entscheidet sich für eine Lehre, im EU-Durchschnitt dagegen jeder Zweite. Jeder zweite Betrieb beklagt Fachkräftemangel. Die bisherigen Entwürfe zur Novelle des litauischen Gesetzes zur beruflichen Bildung sehen vor, dass die Berufsbildung im Dialog mit der Wirtschaft besser auf die tatsächlichen Bedürfnisse am Arbeitsmarkt angepasst werden soll. Zudem sieht die Vorlage, ähnlich wie etwa in Deutschland, einen Vertrag zwischen Lehrlingen, Berufsschule und Ausbildungsstätte vor und ein Lehrlingsgehalt soll erstmals verbindlich eingeführt werden. In der Diskussion ging es besonders darum, wie Attraktivität und Prestige der Berufsbildung und der Bedeutung von öffentlich-privaten Partnerschaften gefördert werden können. Die wichtigsten Aspekten wären hier die Stärkung der Berufsorientierung in den Schulen, die Verbesserung der Qualifikationen und Vergütung der Lehrer und die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Schulen, so dass sich die Lehrer etwa mit Produktionsprozessen in Unternehmen vertraut machen können. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass die Zusammenarbeit zwischen Berufsbildungseinrichtungen und Unternehmen verbessert werden muss. Die Konferenz richtete sich an Unternehmen, Berufsbildungseinrichtungen, Sozialpartner, interessierte Verbände und Vertreter staatlicher Institutionen. Neben den Referenten aus Litauen und Deutschland war eine Gruppe von Berufsbildungsexperten aus Deutschland anwesend. Zusammenfassend meinte ein litauischer Konferenzteilnehmer abschließend: „Das Fahrrad ist bereits in Deutschland erfunden worden, das Know-How ist da, wir müssen uns das Modell nur auf unsere Verhältnisse anpassen.“
Der Rückzug der FDP von den Verhandlungen mit CDU, CSU und Grünen hatte den deutschen Börsenindex Dax zwar zunächst verunsichert und leicht absinken lassen. Auch der Euro war etwas abgerutscht. Doch die Märkte zeigten sich nur kurz beeindruckt und erholten sich schnell wieder. Die Auswirkungen der gescheiterten Gespräche in Berlin blieben begrenzt. Trotz der Unsicherheit wird das Jamaika-Fiasko nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten den deutschen Aufschwung vorerst nicht stoppen. "Die Wirtschaft ist mit 2,5 Prozent Wachstum, starkem Unternehmensvertrauen, Vollbeschäftigung und einem Haushaltsüberschuss in so guter Verfassung, dass vorerst nur wenige wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen", kommentierte etwa Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg-Bank. Ebenso wie andere Analysten mahnte er aber die Bildung einer stabilen und handlungsfähigen Regierung an. Eine Schlüsselrolle zur Lösung der festgefahrenen Lage kommt nun Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu, der die Parteien zu einem erneuten Anlauf für eine Regierungsbildung aufgerufen hat. In Gesprächen mit den Parteien will er klären, ob es doch noch eine Chance für eine tragfähige Koalition gibt. Alternativ könnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch eine Minderheitsregierung anführen. Der Weg zu Neuwahlen dagegen ist verschlungen - sie wären nach dem Grundgesetz erst nach einer sogenannten Kanzlerwahl möglich. In einer aktuellen Umfrage sprachen sich 45 Prozent der Wahlberechtigten dennoch für Neuwahlen aus. Nur 27 Prozent befürworteten für eine Neuauflage der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD, 24 Prozent sind für eine Minderheitsregierung, wie eine Befragung des Instituts Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL ergab. Käme es jetzt zu Neuwahlen, würden sich die Deutschen dem Umfrageergebnissen zufolge aber kaum anders entscheiden als bei der Bundestagswahl vor zwei Monaten.