Die Corona-Pandemie stürzt die EU in die schwerste Rezession ihrer Geschichte: Die EU-Kommission rechnet in ihrer aktuellen Frühjahrsprognose für das Jahr 2020 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung innerhalb der EU von 7,4 Prozent. In der Eurozone könnte die Wirtschaftsleistung dieses Jahr sogar um 7,7 Prozent schrumpfen. „Europa erlebt einen ökonomischen Schock, wie es ihn seit der großen Depression nicht mehr gegeben hat“, sagte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni bei der Vorstellung der Prognose im Mai in Brüssel. EU-Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis sprach von einem “symmetrischen Schock”. “Sämtliche EU-Länder sind betroffen und dürften in diesem Jahr eine Rezession kaum vermeiden können”, sagte der frühere lettische Regierungschef. Die Tiefe der Rezession werde aber ungleich ausfallen – das Minus bei der Wirtschaftsleistung reicht in der Prognose von 4,3 Prozent in Polen bis zu 9,7 Prozent in Griechenland. 2021 dürfte es dann nach den Schätzungen der EU-Kommission in der Eurozone wieder um 6,3 Prozent und in der EU wieder um 6,1 Prozent bergauf gehen. Angesichts der hohen Unsicherheit könne man das Ausmaß des Abschwungs durch die Folgen des Coronavirus aber nur vorläufig abschätzen. Die Folgen für die Weltwirtschaft seien bereits jetzt weitaus gravierender als durch die internationale Finanzkrise 2008. Mit ihrer Prognose reiht sich die Kommission in die düsteren Szenarien anderer Institutionen wie etwa dem Internationalen Währungsfonds(IWF) ein. Die Aussichten für die baltischen Staaten liegen nahe dem Durchschnitt: In diesem Jahr werden Estland (-6,9 Prozent) und Lettland (-7,0 Prozent) etwas weniger stark einbrechen als Litauen (-7,9 Prozent), das dafür im kommenden Jahr ein höheres Plus als seine beiden baltischen Nachbarn verzeichnen soll. Mit einer Wachstumsrate von 7,4 Prozent platziert sich Litauen auf den vorderen Plätzen, während Lettland (6,4 Prozent) und Estland (5,9 Prozent) im Mittelfeld folgen. Für Deutschland ist die Einschätzung der EU-Kommission für 2020 mit 6,5 Prozent sogar noch etwas ungünstiger als dieVorhersage der Bundesregierung, die in ihrer Frühjahrsprognose mit der schwersten Rezession der Nachkriegszeit rechnet und von einem Rückgang von 6,3 Prozent ausgeht. Im kommenden Jahr soll das BIP wieder um 5,9 Prozent zulegen. Mit dem Wirtschaftseinbruch dürfte trotz Kurzarbeitsregelungen, Lohnzuschüssen und der staatlichen Unterstützung von Unternehmen die Arbeitslosenquote zulegen. Für die Eurozone geht die EU-Kommission von einem Anstieg von 7,5 Prozent 2019 auf 9,5 Prozent im laufenden Jahr aus. 2021 wird ein Rückgang auf 8,6 Prozent erwartet. In der gesamten EU soll die Rate von 6,7 Prozent im vergangenen Jahr auf 9,0 Prozent in diesem Jahr klettern. 2021 soll sie 8,0 Prozent betragen. In einigen Mitgliedstaaten wird die Arbeitslosigkeit stärker ansteigen als in anderen. Besonders anfällig seien Länder mit einem hohen Anteil von Arbeitnehmern mit befristeten Kurzzeitverträgen und von Arbeitskräften, die vom Tourismus abhängig sind. Auch für junge Menschen, die in dieser Zeit in den Arbeitsmarkt eintreten, wird es schwieriger, ihre erste Stelle zu finden. In den baltischen Staaten wird im Vergleich zur Finanzkrise 2008 ein weniger starker Einbruch auf dem Arbeitsmarkt erwartet - nicht zuletzt aufgrund der politische Maßnahmen zur Milderung der Arbeitslosigkeit. Dennoch wird der Anstieg kurzfristig erheblich sein: In Estland wird die Quote 2020 von 4,4 Prozent voraussichtlich auf 9,2 Prozent steigen, bevor sie im kommenden Jahr auf 6,5 Prozent zurückgeht. In Lettland (8,3 Prozent) und Litauen (7,9 Prozent) wird die Rate dagegen 2021 etwas höher liegen - nach einem Anstieg von jeweils 6,3 Prozent in 2019 auf 8,6 Prozent (Lettland) und 9,7 Prozent (Litauen) in diesem Jahr. In Deutschland sollen in der Coronakrise viele Beschäftigte durch öffentlich finanziertes Kurzarbeitergeld vor Arbeitslosigkeit geschützt werden. Nach Einschätzung der EU-Kommission wird die Arbeitslosenquote in der Bundesrepublik in diesem Jahr von 3,2 Prozent (2019) auf 4,0 Prozent steigen. Für 2021 wird eine Rate von 3,5 Prozent prognostiziert. Die politische Maßnahmen und Milliarden zu Krisenbewältigung werden zu einem Anstieg der öffentlichen Defizite und des öffentlichen Schuldenstands in allen Ländern der EU und Eurozone führen. Eine Inflationsgefahr sieht die EU-Kommission trotz der Geldschwemme nicht. Angesichts des Nachfragerückgangs und der drastisch gefallenen Ölpreise werde die Teuerungsraten erheblich sinken und die pandemiebedingten Preiserhöhungen in einigen Bereichen mehr als ausgleichen.
Litauen hat Ende April erstmals eine dezentral betriebene Freiflächensolaranlage ans Netz genommen. Die Anlage in der Nähe der 40 Kilometer westlich der Hauptstadt Vilnius gelegenen Stadt Elektrėnai hat eine installierte Leistung von zehn Megawatt und soll etwa 300 Haushalte mit grüner Energie versorgen. Energieminister Žygimantas Vaičiūnas sprach bei der Eröffnung vom "Beginn ein neues Energiezeitalters in Litauen, das mit einer neuen Welle der Nutzung von Solarstrom in Haushalten einhergehen wird". Betrieben wird die Anlage vom litauischen Energieerzeuger Ignitis gamybos, der die landesweite Solarenergieplattform „Ignitis saulės Parkai“ geschaffen hat. Über diese Plattform können Endverbraucher in Litauen einen Teil des Solarkraftwerks kaufen oder mieten, selbst wenn sie in einem Wohnung leben. Dazu wurde rechtlich ein System geschaffen, bei dem Strom aus erneuerbaren Energiequellen an einem Ort erzeugt und an einem anderen Ort verbraucht werden kann. "Bis vor kurzem schien die Möglichkeit für alle, Stromerzeuger zu werden, eine Vision zu sein, aber heute ist sie bereits Realität. Mit diesem Schritt bietet Ignitis Sauls Parkai den Bewohnern die Möglichkeit, sich an der Erzeugung grüner Energie zu beteiligen, und schafft eine offene Plattform für Solarparkentwickler", sagte Darius Maikštėnas, Vorstandschef der Ignitis-Gruppe. Die geschätzte Lebensdauer des Solarkraftwerks beträgt 25 Jahre, in denen die Anlage voraussichtlich 25 GWh Strom erzeugen wird. Durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen werden den Angaben zufolge mehr als 450 000 Bäume erhalten und der CO2-Ausstoss um fast 19 Tonnen reduziert werden. Neben dem Solarpark in Elektrėnai sind mehrere Projekte in der Entwicklung, an denen sich Endkonsumenten beteiligen und zu produzierenden Verbraucher werden können. Der Verlauf und die Phasen der Umsetzung können auf der Website saulesparkai.lt verfolgt werden.
Die lettische Wirtschaftsförderungsgesellschaft LIAA hat einen neuen elektronischen Katalog mit den besten Produkten lettischer Unternehmer veröffentlicht. Aufgelistet sind darin „Made in Latvia“-Erzeugnisse aus sieben übergeordneten Kategorien: Kinder, Essen, Schönheit und Wohlbefinden, Mode, Interieur, Erholung und Freizeit, Business. In der Corona-Pandemie soll damit die Nachfrage nach lettischen Produkten auf dem heimischen Markt stimuliert und lokale Unternehmen unterstützt werden. Die Zielgruppe des Katalogs sind die Einwohner Lettlands und Letten im Ausland, die Produkte aus ihrer Heimat in ihren jeweiligen Gastländern bekannt machen wollen. Um die lettischen Produkte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, soll der Katalog schon bald auch ins Englische übersetzt werden. Gelistet sind derzeit 88 Hersteller und deren Erzeugnisse, die kurz vorgestellt und beschreiben werden. Unternehmen, die ihre Produkte in der regelmäßig aktualisiert und ergänzten Publikation aufnehmen wollen, können dies mittels eines Fragebogens auf der LIAA-Website beantragen. Das lettische Kulturinstitut Latvijas Institut wiederum hat ein multimediales ABC in englischer Sprache herausgegeben. Anhand der 33 Buchstaben des lettischen Alphabets werden die Merkmale und Besonderheiten Lettlands und der Letten dargestellt. „Dieses Buch soll Ihnen helfen, die Letten besser zu verstehen“, heißt es in der Broschüre. Aufgezeigt werden die wichtigsten Orte, Persönlichkeiten und Wegmarken der lettischen Geschichte, die zur Bildung von Staat und Nation in Geschichte und Gegenwart beigetragen haben. Präsentiert werden lettische Traditionen, Natur, Architektur und viele andere nationale Schätze. „Das lettische ABC“ ist in verschiedenen Formaten verfügbar – in Print, Audio- und digitaler Form.
Wie wirkt sich das Coronavirus auf die Weltwirtschaft aus? Die deutsche Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) bietet auf ihrer Webseite eine Übersicht verschiedener Analysen, welche Folgen das Coronavirus in den Volkswirtschaften weltweit entfaltet. Auch die Situation in den baltischen Staaten wird beleuchtet. Die aktuellen Informationen zu den drei Ländern sind unter nachfolgenden Links zu finden: - Estland: https://www.gtai.de/gtai-de/trade/wirtschaftsumfeld/bericht-wirtschaftsumfeld/estland/notstand-verlaengert-grenzen-bleiben-geschlossen--233500 - Lettland: https://www.gtai.de/gtai-de/trade/specials/special/lettland/lettland-bietet-corona-foerderungen-bis-ende-2020-an-235984 - Litauen: https://www.gtai.de/gtai-de/trade/specials/special/litauen/litauen-verlaengert-corona-massnahmen-243786 Relevante Informationen aus den drei Ländern und Deutschland finden sie zusammengefasst auch in einer speziellen Rubrik auf unserer AHK-Website © Waldemar Brandt / Unsplash
Die Ministerpräsidenten und die Außenminister der drei baltischen Staaten haben jeweils in einer Videokonferenz über die Corona-Pandemie beraten. Die Regierungschefs Jüri Ratas (Estland), Krisjanis Karins (Lettland) und Saulius Skvernelis (Litauen) tauschten sich im April über die Maßnahmen der Nachbarländer im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus und den Weg zurück aus dem Corona-Ausnahmezustand aus. Dabei vereinbarten sie ein gemeinsames Vorgehen bei der Öffnung der gegenwärtig geschlossenen Grenzen zwischen den drei EU-Staaten im Nordosten Europas. Koordiniert werden sollen die Maßnahmen durch die Außenminister, die Ende April die weiteren Schritte diskutierten. Urmals Reinsalu (Estland), Edgars Rinkevics (Lettland) und Linas Linkevcius (Litauen) zeigten sich dabei zuversichtlich, dass angesichts der ähnlichen epidemiologischen Situation in ihren Ländern die Grenzen bald wieder geöffnet werden. Dazu sollten harmonisierte Lösungen gesucht werden, mit denen die Kontrolle der Binnengrenzen schrittweise aufgehoben werden kann, teilten die Außenministerien in Tallinn, Riga und Vilnius mit. Die baltischen Staaten stehen international im Vergleich in der Coronakrise durchaus gut da - die Infektionszahlen sind eher niedrig. Estland, Lettland und Litauen hatten besonders früh mit strikten Maßnahmen auf die ersten Infektionsfälle reagiert. Alle drei Länder haben bis Mitte Mai den Notstand ausgerufen und ihre Grenzen geschlossen. In Estland gilt der Ausnahmezustand noch bis zum 17. Mai, in Lettland bis zum 12. Mai und in Litauen bis zum 11. Mai. © Victor Maschek / ShutterStock
Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet wegen der Corona-Pandemie gravierende Folgen für die globale Konjunktur – und rechnet mit der schwersten globalen Rezession seit fast hundert Jahren. "Die Welt hat sich in den vergangenen drei Monaten dramatisch verändert", hieß es im Mitte April veröffentlichten Wirtschaftsausblick der Organisation. "Diese Krise ist wie keine zuvor". Nach Einschätzung der IWF-Ökonomen könnte die Wirtschaftsleistung 2020 um drei Prozent schrumpfen, nachdem sie im Januar noch ein Plus von 3,3 Prozent vorausgesagt haben. Damit wurde die Prognose um 6,3 Prozentpunkte reduziert. Die Krise werde vor allem Industrienationen treffen. Die wirtschaftliche Lage sei noch schlimmer als in der Finanzkrise nach 2008. Damals habe die Weltwirtschaft stagniert, weil vor allem die Industriestaaten betroffen gewesen waren. Dies sie nun anders. „Es ist eine wirklich globale Krise, weil kein Land verschont bleibt“, sagte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath vor Journalisten. In seinem Bericht bezeichnete der IWF die Corona-Krise als „die Große Ausgangssperre“ (The Great Lockdown) – in Anlehnung an die als Große Depression bekannte Weltwirtschaftskrise der 1920er und 1930er Jahre. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr den größten Niedergang verzeichnen wird seit der Großen Depression“, schreibt der Fonds. Für rund 170 Länder der Welt erwartet der IWF für dieses Jahr einen Rückgang des Pro-Kopf-Einkommens. Die Weltwirtschaftsleistung werde wegen der Pandemie daher 2020 und 2021 wohl um rund 9 Billionen US-Dollar (8,2 Billionen Euro) sinken, sagte Gopinath. Es müsse mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet werden. Der IWF forderte alle Regierungen auf, die Wirtschaft gezielt zu unterstützen, um die Folgen der Krise zu überwinden und den Weg für eine Erholung im kommenden Jahr zu legen. In Europa werden die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit am stärksten zu spüren sein. Die Wirtschaftsleistung der Eurozone könnte demnach um 7,5 Prozent schrumpfen, und jeder zehnte Arbeitnehmer im gemeinsamen Währungsgebiet 2020 ohne Job sein. Noch im Januar hatte der IWF für die Eurozone für 2020 ein Wachstum von 1,3 Prozent ausgemacht. Für Europas größte Volkswirtschaft prognostiziert der Fonds für dieses Jahr einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland in Höhe von sieben Prozent. Damit ist die in Washington ansässige Organisation noch pessimistischer als die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute, die in den erwarteten diesjährigen Einbruch lediglich mit minus 4,2 Prozent bezifferten. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland soll nach IWF-Einschätzung auf 3,9 Prozent steigen. In den baltischen Staaten erwartet der IWF den stärksten Abschwung in Lettland. Die Wirtschaftsleistung im mittleren der drei Nachbarländer im Nordosten Europa wird 2020 um 8,6 Prozent einbrechen. Für Estland und Litauen wird ein BIP-Rückgang um 7,5 Prozent bzw. 8,1 Prozent prognostiziert. Bei der Arbeitslosenrate rechnet mit einem Anstieg auf 6,0 Prozent (Estland), 8,0 Prozent (Lettland) und 8,9 Prozent (Litauen) Für 2021 erwartet der IWF eine kräftige Erholung. Die globale Wirtschaft dürfte dann im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent zulegen, die 19 Länder der Eurozone sollen um 4,7 Prozent wachsen. An der Spitze liegen dabei die Baltenstaaten: Für Lettland erwartet der IWF ein Plus von 8,3 Prozent, für Litauen von 8,2 Prozent und Estland von 7,9 Prozent. Deutschlands Wirtschaft soll im kommenden Jahr um 5,2 Prozent wachsen. In allen vier Ländern soll dabei die Arbeitslosigkeit wieder zurückgehen. Der IWF räumte aber ein, dass die Prognosen mit "extremer Unsicherheit" behaftet sind. Alle Schätzungen seien in erster Linie von der Dauer und Intensität der Pandemie abhängig. Sie basierten auf der Annahme, dass die Pandemie im zweiten Halbjahr weitgehend unter Kontrolle gebracht werden kann und sich auch das Wirtschaftsleben wieder normalisiert. Sollte die Pandemie in der zweiten Jahreshälfte nicht zurückgehen, könnte die globale Wirtschaft dieses Jahr sogar um 6 Prozent einbrechen und auch 2021 noch schrumpfen, warnte Gopinath. Link: IWF-Konjunkturausblick: https://www.imf.org/en/Publications/WEO/Issues/2020/04/14/weo-april-2020 © Markus Winkler / Unsplash